Eine gesellige Runde im Pub, eine heiße Diskussion unter Freunden oder einfach ein Brainstorming bei der Arbeit. Alles ganz interessant, man ist voll involviert und bringt sich ein – bis einer so fies ist und fragt: „Musst du eigentlich zu allem deinen Senf dazu geben?“ Och naja, wenn man mich so fragt – warum nicht? Wenn das jemand behauptet, meint der- oder diejenige eigentlich, dass ich mich überall einmischen muss. Das ist natürlich zum einen nur eine Behauptung, also genau genommen gar nicht bewiesen (das mache ich nämlich gar nicht), und zum anderen habe ich gerne Teil an meinen Mitmenschen (hah).
Was ist denn nun mit dem Senf?
Am besten bewaffne ich mich einfach mit einer Tube Senf, dann ist das wenigstens ein berechtigter Einwand. Wäre vermutlich aber auch wenig praktikabel, den Senf immer griffbereit in allen Lebens- und Alltagssituationen dabei zu haben. Lustig aber schon. Woher kommt denn das Sprichwort?
Senf war im Mittelalter wie Ketchup heute und ähnlich beliebt: die einfachen Leute haben das Gewürz in Brühform auf so gut wie alle Speisen gegeben. Zum Würzen standen lange nicht so viele „exotische“ Gewürze zur Verfügung wie heute. Es wurden vorherrschend einheimische Würzmittel verwendet, da Transportmittel- und wege zu teuer waren, um zum Beispiel Pfeffer zu importieren. So sagt man heute noch „seinen Senf dazu geben“, wenn man sich einmischt. Eben wie der Senf, der in alle möglichen Gerichte gemischt wurde. Gewürze, Küchen- und Zubereitungsvorgänge aus dem Mittelalter waren übrigens die Basis vieler noch heute gängiger Sprichworte.
Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst
Das sagen wir Menschen, die wir uns liebend gerne ganz ganz weit weg wünschen – eben dahin, wo der Pfeffer wächst. Das war im Mittelalter sehr weit – nämlich in Indien, der Hauptlieferant für Pfeffer. Indien war zu damaligen Zeiten unvorstellbar weit weg, schier unerreichbar. Der perfekte Ort für unerwünschte Freunde oder Feinde.
Die „gepfefferten Preise“ haben übrigens ebenfalls mit dem Mittelalter zu tun. Da sich die kleinen Körner nur die Betuchten leisten konnten, zeigten sie dies auch gerne. So nahmen sie nicht nur ein wenig Pfeffer, um die Speisen aufzupeppen und damit etwas zu prahlen und den verschwenderischen Reichtum zu präsentieren, sondern eine Prise mehr. Das war nicht nur saumäßig scharf und die Tränen schossen nur so in die Augen – auch die Preisen für den Pfeffer waren exorbitant hoch. Zeitweise wurde Pfeffer sogar höher gehandelt als Gold.
Den Löffel abgeben
Heute haben wir Messer, Gabel und Löffel, kurzum Besteck, das in ausreichender Menge im Besteckkasten liegt. Einmal benutzt, wird es einfach gewaschen oder in die Spülmaschine gelegt und fertig. Ist ein Löffel schmutzig, nimmt man den nächsten. Im Mittelalter lag die Sache etwas anders: Jedes Familienmitglied besaß einen eigenen Löffel, der nach der Benutzung und anschließender Reinigung an ein Löffelbrett gehängt wurde. Dieser Löffel wurde bis zum Lebensende beibehalten und in der Regel nicht gewechselt. Starb nun ein Familienmitglied, benötigte es den Löffel nicht mehr und wurde an Verwandte „abgegeben“. Nettes Erbe.